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Die Baumeister der Heidecksburg

Wer die Gestalt des Schlosses formte

Über mehrere Jahrhunderte thront die Heidecksburg schon als Stadtkrone über Rudolstadt. Eine Vielzahl von Baumeistern und geschickten Handwerkern nahm dabei Einfluss, veränderte ihr Gesicht und machte sie schließlich zu dem imposanten Schloss, das es heute ist. Dabei bildeten sich enge Beziehungen zum Dresdner Hofbauamt, sodass die dortigen Baumeister häufig für baupraktische Fragen konsultiert wurden.

Der Architekt Joris Robijn, auch genannt Georg Robin, stammte ursprünglich aus Ypern, Berlgien, und wurde 1575 zum Hofarchitekten des Erzbischofs von Mainz ernannt. Als Baumeister der Renaissancearchitektur genoss er ein hohes Ansehen und galt als einer der führenden Baumeister seiner Zeit. Auch die Planungen für die Bauarbeiten an der Heidecksburg übernahm er – beauftragt von Albrecht VII. Seine Arbeit beschränkte sich auf die Zeit von 1571 bis zum Beginn des Jahres 1575. Er kannte die großen Schlossbauten seiner Zeit und hatte sich mit Architekturtheorie beschäftigt.
Nach Robins Plänen wurden in kurzer Zeit Räume für repräsentative, aber auch rein funktionale Zwecke modernisiert. Er stand außerdem vor der Aufgabe, die im Norden stehenden Gebäude durch eine moderne Fassadenstruktur miteinander zu verbinden, um einen einheitlichen Schlossflügel zu bilden.

Als sich Ende 1719 erhebliche Schäden an dem zum Schlosshof führenden Tunnelgewölbe unter dem Südflügel zeigten, wandte man sich an den sächsischen Oberlandbaumeister Matthäus Daniel Pöppelmann. Im Mai 1720 schickte er in seiner Vertretung seinen Sohn Carl Friedrich Pöppelmann und Johann Christian Knöffel nach Rudolstadt, die schließlich die Planungen für die anstehenden Arbeiten übernahmen und die Schäden analysierten. Matthäus Daniel Pöppelmann selbst wird jedoch immer wieder einbezogen, auch durch Krohne für die Gesamtplanung des Schlosses.

Über die Ausbildung des in Dresden geborenen Architekten ist nur wenig bekannt. Knöffel erlernte 1698 das Maurerhandwerk und wurde um 1710 im Dresdner Oberbauamt tätig. Hier sammelte er große baupraktische Erfahrungen und studierte als Autodidakt die Architekturtheorie seiner Zeit. Knöffels erste Arbeit als entwerfender Architekt war die Anlage von Schloss und Garten in Heidenau-Großsedlitz für Graf von Wackerbarth in den Jahren 1719/20. Seitdem vollzog sich Knöffels Aufstieg innerhalb der Hierarchie des Oberbauamtes. 1722 wurde er zum Landbaumeister ernannt und 1728 erfolgte seine Berufung zum 3. Oberlandbaumeister neben Pöppelmann und Longuelune. Nach 1733 erweiterte sich Knöffels Aufgabenbereich und nach dem Tod Pöppelmanns im Jahre 1738 leitete er das Oberbauamt. Bei aller notwendigen Verwaltungsarbeit gelang es Knöffel einer umfangreichen Planungs- und Bautätigkeit nachzugehen. Vor allem der einflussreiche Graf Brühl zog Knöffel zu allen seinen Bauvorhaben in Sachsen heran. Knöffels Werk prägte die Entwicklung der sächsischen Baukunst vom Barock zum Rokoko. In seinen Bauten verbinden sich die Traditionen Dresdner Barockbaukunst mit dem Einfluss der französischen Architekturtheorie des 17. Jahrhunderts.
Nach dem Schlossbrand der Heidecksburg von 1735 entwarf Knöffel die Baugestalt des neuen Westflügels und führte bis 1742 den Rohbau aus.

1732 wurde der in Dresden tätige Baukondukteur Johann Jacob Rosseau, über dessen Lebensweg an sich nur wenig bekannt ist, zum ersten schwarzburg-rudolstädtischen Landbaumeister bestellt. Er war folglich für alle landesherrlichen Bauprojekte zuständig und hatte die notwendigen Baurisse zu liefern. Unterstellt war er dem Geheimen Ratskollegium.
Zu seinen frühesten planerischen Arbeiten gehören die Grund- und Aufrisszeichnungen des Audienzzimmers im Westflügel und der Grundriss der Großen Hofstube im Erdgeschoss des selbigen. Er entwarf auch Tafelanordnungen, die dazugehörigen prachtvollen Dekorationen sowie Illuminationen. Die von Rousseau gezeichneten Pläne vermitteln partiell einen Eindruck von der ursprünglichen Gestalt und Innenarchitektur des Westflügels vor dem Brand von 1735.

Wie bei Knöffel ist über den Ausbildungsweg des 1703 in Dresden geborenen Gottfried Heinrich Krohne nur wenig überliefert. Immerhin dürfte er eine Ausbildung im Bauhandwerk erfahren haben und erste Erfahrungen bei dem Leipziger Baumeister David Schatz gesammelt haben. Auch für Kontakte Krohnes zu George Bähr, dem Erbauer der Frauenkirche in Dresden, gibt es Anhaltspunkte, zumal dessen Frau Magdalena die Taufpatin Krohnes war. Im Alter von 23 Jahren erhält Krohne von Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar eine Stelle als Hofbaumeister. Im Jahre 1726 veränderte er den Turm des Weimarer Schlosses und bekrönte diesen mit Haube und Laterne. Zu Studienzwecken hielt sich Krohne im Sommer 1729 in Wien auf und siedelte Ende des Jahres endgültig nach Weimar um.

Unter dem seit 1728 regierenden Herzog Ernst August I. von Sachsen-Weimar begann Krohnes Aufstieg zum Landesbaumeister. Entscheidend für Krohnes Werk war die Bauleidenschaft seines Landesherren. So schuf er zahlreiche Lustschlösser und Jagdhäuser, darunter Schloss Belvedere und das Dornburger Rokokoschloss. Nachdem 1741 das Herzogtum Eisenach an Ernst August von Sachsen-Weimar gefallen war, wurde Krohne auch für Sachsen-Eisenach Landesbaumeister. So wurde unter seiner Leitung das Stadtschloss in Eisenach errichtet und das Jagdschloss Wilhelmstal umgebaut.

Nach der Entlassung des Baumeisters Johann Adolph Richter wurde Krohne zum Oberlandbaumeister für das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach ernannt. Sein Rat war aber auch in anderen Herrschaftsgebieten gewünscht und für viele Bauprojekte schuf er Pläne. So übernahm Krohne 1742 auch die Innenarchitektur der Festsäle der Heidecksburg, seine letzte große Bauaufgabe und zugleich Krönung seines Lebenswerkes.

Peter Caspar Schellschläger, der zunächst eine militärische Laufbahn eingeschlagen hatte und sich darüber hinaus intensiv mit Mathematik und Geometrie beschäftigte, arbeitete seit Ende der 1740er Jahre unter Gottfried Heinrich Krohne am Rudolstädter Schlossbau. Er zeichnete einen Erdgeschossgrundriss aller Baulichkeiten der gesamten Anlage. Für die Baugeschichte des Schlosses stellen diese Pläne wichtige Quellen dar. Krohne hatte zu Schellschläger großes Vertrauen.
1751 bewarb sich Schellschläger bei Johann Friedrich von Schwarzburg-Rudolstadt als Fähnrich, dem der Fürst stattgab. 1756 wurde er in den Rang eines Leutnants befördert. Mit dem Tod des Landbaumeisters Krohne übernahm Schellschläger 1756 die Bauleitung am Residenzschloss und wurde 1758 selbst zum Landbaumeister. Beim weiteren Ausbau der Schlossräume hielt er sich konsequent an die vorliegenden Bauzeichnungen Krohnes.

Wilhelm Adam Thierry wurde in Bruchsal geboren und studierte später Malerei in Mannheim. Als landgräflicher Zeichenmeister in Homburg und später als Hofmaler in Sachsen-Meinigen fand er seinen Einsatz. Nach einem zusätzlichen Architekturstudium in Karlsruhe wurde er in Rudolstadt schließlich von der Fürstin Karoline Louise zum fürstlichen Baudirektor mit Zuständigkeit für die Heidecksburg ernannt. Wilhelm Adams jüngerer Bruder, Johann Anton Ferdinand Thierry war Schüler des Baumeisters Friedrich Weinbrenner, wodurch er den Rang als großherzoglich badischer Landbaumeister und Bezirksbauinspektor erhielt.
In der Zeit um 1800 lebte die Bautätigkeit rund um die Heidecksburg nochmals auf. Maßgeblich für die Vollendung des Schlossensembles war neben dem Dresdner Christian Friedrich Schuricht auch Wilhelm Adam Thierry. Sein Bruder Ferdinand schuf eine Reihe von Innenarchitekturen und Möbelentwürfen. Zur klassizistischen Umgestaltung der Gemächer im Südflügel gibt es eine Reihe von Bauzeichnungen, von denen jedoch nicht alle umgesetzt wurden.