Restaurierung
Objekte in neuem Glanz
Die Vielfältigkeit der Exponate in den Häusern des Thüringer Landesmuseum Heidecksburg stellt eine große Herausforderung in Bezug auf konservatorische Betreuung und Restaurierung dar. Alle Materialien, wie Holz, Keramik, Metall, Glas, Papier, Textilien, um nur die wichtigsten zu nennen, finden sich sowohl in den Ausstellungsräumen, als auch in den Magazinen.
Bestandserhaltung bedeutet, Schaffung bestmöglichen Klimas, Kontrolle der Lichtverhältnisse, pfleglicher Umgang mit den Ausstellungsstücken, objektgerechte Abwicklung von Leihverkehr und nicht zuletzt Restaurierung geschädigter Objekte.
Im Zuge einer 2019 gezeigten Sonderausstellung mit Werken des Künstlers Hanns Nienhold (1895 – 1976) wurden seine grafischen Arbeiten in einen ausstellungswürdigen Zustand versetzt. Nach Trockenreinigung, Fehlstellenergänzungen sowie dem Schließen von Rissen und Glätten, werden die Objekte in Passepartouts aus alterungsbeständigem Material verwahrt und können so jederzeit präsentiert werden.
Im Naturhistorischen Museum lagern ca. 33.000 Herbarbelege. Diese enorme Anzahl gilt es zerstörungsfrei und konservatorisch günstig aufzubewahren. Wir planen pro Blatt ein Tableau mit einem erhabenen Rahmen (ähnlich einem Passepartout). Die Tableaus werden in alterungsbeständige Boxen gestapelt. So können die Blätter jederzeit berührungsfrei entnommen werden. Diese Maßnahme soll auch die geplante wissenschaftliche Bearbeitung der Herbarien ermöglichen. Gefördert wurde der erste Teilabschnitt der Maßnahme durch die Thüringer Staatskanzlei.
Mit Hilfe von Fördermitteln der Thüringer Staatskanzlei konnten wir die Restaurierung eines Konvolutes jüdischer Bücher, Schriftstücke und Grafik an das »Atelier Carta« in Mühlheim/Main vergeben. Die Bücher werden in Absprache mit der Restauratorin des Museums konservatorisch und restauratorisch bearbeitet, um sie 2021 für eine Ausstellung und darüber hinaus in einen würdigen Zustand zu versetzen.
Der »Allendorfer Altar« stellt in seiner Einzigartigkeit eines der frühesten Zeugnisse der Schnitzkunst im mitteldeutschen Raum dar. Trotz Klimaüberwachung und klimabeeinflussender Maßnahmen lassen kleinste Temperaturschwankungen das Holz arbeiten. Dies kann zu Spannungen und in der Konsequenz zum Ablösen der Farbfassung führen. Damit dieser Vorgang aufgehalten werden kann, ist die regelmäßige Kontrolle und damit einhergehend die Festigung sich lösender Farbpartikel unerlässlich. Nach Sichtung der Schäden im letzten Jahr sind wir 2020 in der Lage, die Untersuchung und Konsolidierung der Farbfassung des Altars durchführen zulassen. Ausgeführt werden die Arbeiten von Diplomrestauratorin Algis Wehrsig. Wir danken der Thüringer Staatskanzlei für die finanzielle Unterstützung.
Im Zusammenhang mit der Sonderausstellung »Das Glas der Schwarzburger« 2022 konnten dank finanzieller Unterstützung der Thüringer Staatskanzlei zwei wertvolle Gläser restauriert werden. An der Flasche wurden nach Reinigung der Oberfläche in Abstimmung der Methodik auf spezifische Schadensphänomene der Glasoberflächen die erhalten gebliebenen Originalscherben zusammengefügt und teilweise ergänzt. Das Scherzglas mit den drei Hirschen ziert nun wieder ein fachmännisch ergänztes, vollständiges Geweih.
Das Gemälde zeigt einen gesattelten Dunkelschimmel in seitlicher Ansicht in einer Abendstimmung. Es wurde auf locker gewebter Leinwand mit ölhaltigen Farben auf roter Grundierung ausgeführt und war mehrfach und insgesamt dick gefirnisst. Das in Leinenbindung gewebte Trägermaterial wies kleinere Löcher am linken Bildrand und zahlreiche Knicke an den Ecken auf. Die Spannkanten waren ausgefranst. Das Gemälde erhielt im aufgespannten Zustand einen Anstrich von der Rückseite. Dieser rückseitig beschichtete Bereich innerhalb des lichten Maßes des Leistenspannrahmens und die unbehandelten, vom Leistenspannrahmen verdeckten Partien waren unterschiedlich gealtert. Das Gewebe war zudem geschrumpft, sodass gerade im Bereich des dahinter liegenden Spannrahmens dachförmige Malschichthebungen zu erkennen waren. Das Gewebe wies starke Deformationen auf. Der letzte Firnisauftrag war dick, vergilbt und fleckig sowie partiell abgesplittert. Die Malschicht war in vielen Bereichen gestaucht und wies minimale dachförmige Hebungen auf. Die einzelnen Farblagen im Himmel neigten zur Schichtentrennung, besonders die orangetonigen.
Malschichthebungen wurden gesichert. Alle weiteren Malschichtlockerungen an den Spannkanten wurden mehrfach gefestigt – vor und nach dem Abspannen des Gemäldes. Das Abspannen des Gemäldes war u.a. erforderlich, weil die Deformationen, die sich allein durch Glätten und Pressen unter feuchten Bedingungen und Wärmezufuhr nicht beseitigen ließen, durch erneutes Spannen weiter reduziert werden sollten. Das lockere Gewebe hätte dieser Beanspruchung an den Spannkanten jedoch nicht Stand gehalten und musste deshalb in diesen Bereichen durch eine Anränderung verstärkt werden. Die gezogenen geschmiedeten Spannnägel wurden mit Rostumwandler behandelt und später größtenteils wiederverwendet.
Die Abnahme der Firnisse erfolgte im abgespannten Zustand mit umgelegten Spannkanten. Es wurde sich entschieden, alle Firnisschichten zu entfernen, weil alte Retuschen und partielle Lasuren besonders in der Himmelspartie die Bildwirkung negativ beeinflussten. Das Oberflächenrelief konnte beruhigt werden und es erfolgte eine Retusche.
Die Restaurierung wurde möglich durch freundliche Unterstützung der Thüringer Staatskanzlei.
Restaurierung durch: Dipl.-Restauratorin Algis Wehrsig, Dresden